Frust

Wer kennt Frust? Innerlich nicken genügt! Frust entsteht, wenn wir nicht das kriegen, wovon wir träumen...
Frust ist ein Gefühl, das kennen wir alle, das haben wir gelegentlich und wir alle haben bestimmt schon mal gesagt: Das ist soo frustrierend. Deutschlands Ratgeberblatt Nr.1, die Apothekenumschau zum Thema Frust: „Den Bus verpasst, Ärger mit dem Chef, die letzte Portion des Lieblingsgerichts in der Kantine weg: Manche Tage sind einfach frustrierend.“ Hmm,ja.
Interessant ist der innere Monolog, der in solchen Situationen in uns stattfindet. Oh Manno, So’n Arsch, mal wieder typisch.
Und noch interessanter ist es, was wir in solchen Situationen tatsächlich sagen. Denn das zeigt, wie wir damit umgehen, wenn nicht alles auf glatt polierter Bahn dahingleitet.
Wer professionell sein möchte, sollte besser nicht leise vor sich hin schimpfen oder gar wütend werden, denn das wirkt hilflos und schwach.
Gut ist es, das Frustelement zu benennen und Gefühle in wohl dosierter Form zu zeigen.
Besser ist es, so zu tun als wäre alles ok und einfach weiterzumachen.
Am Besten ist es, kreativ und witzig mit der neuen Situation umzugehen.
In der Theorie ist das supereinfach, da kann man sich alles vorher überlegen und mit Kreativtechniken witzige Lösungen suchen...
Aber bei echter Frustration spontan cool reagieren...?!
Ich frage mich, wie es all Jene schaffen, die ihren unspektakulären Alltag leben und sich immer wieder aufraffen, Tag für Tag und sich dabei immer weiter von dem entfernen, was sie sich eigentlich wünschen. Und was sie sich eigentlich wünschen ist natürlich: glücklich sein. Aber soweit sind sie gar nicht gekommen, das überhaupt zu formulieren. Nur tief in sich selbst hat jeder Mensch - wie Ödön von Horvath sagt – „(...)  halt oft so eine Sehnsucht– aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen.“
Und in unserer Zeit der allgegenwärtigen Selbstoptimierung traut sich ja kaum jemand noch zu sagen: Ja, ich bin frustriert, weil ich mich eben noch nicht soweit optimiert habe, so dass ich die Entbehrung immer noch als Entbehrung empfinde, zu Deutsch: Mir fehlt etwas.
Ich frage mich, warum ist das so? Warum wollen wir Menschen ständig etwas, was gerade nicht verfügbar ist. Warum ist das, was vorhanden ist, was da ist, nicht das, was wir wollen. Und irgendwas ist ja immer da. Wir sind irgendwo, oft mit irgendjemand und tun irgendwas. Aber wir wollen irgendwo anders sein, mit jemand anderem oder allein und was anderes tun.
Als Kind hatte ich eine Schulfreundin. Die hatte lange wunderschöne Zöpfe. Ich hatte dünne glatte Haare und immer die gleiche Frisur, gerade geschnitten und kinnlang. Einmal habe ich ganz intensiv geträumt, dass ich lange dicke Zöpfe habe. Ich war im Traum so glücklich und stolz. Nach dem Aufwachen habe ich vor Enttäuschung geweint. Irgendwann viel später habe ich ihr das erzählt. Und sie hat gesagt, dass sie immer davon geträumt hat, ganz glatte halblange Haare zu haben, was bei ihrem lockigem, dichten Haar aber unmöglich war.
Jetzt mal ehrlich: Kann man sich und seine Sehnsüchte wirklich so ernst nehmen?